Samstag, 8. November 2008
Mit der Schnur zum gotischen Spitzbogen
ayasuu, 20:33h
Bei der Station U 05 gab es bei der „Langen Nacht der Forschung“, die am 8. November an Universität und Lakeside-Park in Klagenfurt stattfand, allerlei zu Mittelalter-Fragen. „Wie hat man im Mittelalter eine Burg gebaut?“ war jenes Thema, zu dem einige ExpertInnen und 25 zeitgemäß gewandete, begeisterte Mittelalter-AnhängerInnen aus der Burgenstadt Friesach, fachkundig unterstützt durch HistorikerInnen, Auskunft gaben.
Spannend ist, dass die Burg, von deren Bau und Bauhandwerkszeugen die Rede ist, wirklich gebaut werden soll: Tatsächlich soll in Friesach während der nächsten 30 Jahre eine Burg entstehen. Die Ideengeberin und Mittelalter-Expertin Dr.in Renate Jernej gab, in eine mittelalterliche Schreiberkleidung samt Hut gekleidet, Bau- und Rechenkünste zum Besten.
„Mit einer Schnur und einem Zirkel kommt an schon aus“, sagt sie zu den Geometrie-Herausforderungen beim Burgbau. Altes Werkzeug, Lot, eine Abbildung vom Tretkran und vieles mehr illustrieren die Baukunst der mittelalterlichen Bauhütten, die solche Wunderwerke wie den Kölner Dom zustande gebracht haben.
„Ich bin gemeinsam mit meiner Kollegin Dr.in Gertrude Pollak, die ebenfalls als Archäologie-Historikerin viel Erfahrung hat, hier“, sagt Renate Jernej. In den vergangenen Jahren hatte Jernej etliche Restaurierungsprojekte in Friesach begleitet und sie hat sich über den Mangel an Wissen, den heutige Handwerker, was die mittelalterlichen Fertigkeiten betrifft, schon viele Gedanken gemacht.
Etwa zehn Prozent ihrer ZuhörerInnen sind Kinder, die auch aktiv zum Mitmachen aufgefordert werden und in kurzer Zeit mit den einfachen Geräten geometrische Formen auf den Holzboden zeichnen können. „Jeder Grundriss ist möglich“, erklärt die Mittelalter-Kundlerin, bis hin zum gotischen Spitzbogen kommt man mit Schnur und Zirkel für die Berechnungen aus.
Die Obfrau des Vereins „Mittelalter Friesach“ ist ganz im Stil dieser Zeit gekleidet: Iris Seher fühlt sich, wenn sie in ihr großteils handgenähtes Gewand schlüpft, „ebenso fürstlich, wie ich auch aussehe“. Sie freut sich, dass sie im Rahmen der Veranstaltung für alle Mittelalter-Aktivitäten in Friesach Werbung machen kann und dass man „alle Altersgruppen erreicht“, indem sie auf eine Gruppe Kinder weist, die eine aufgestellte Rüstung bestaunen.
Gerade stößt der 71-jährige Klagenfurter Rudolf Turko zur Koje mit der Mittelalter-Thematik. Ihn reizen auch die alten Handwerkszeuge, er ist fasziniert von Messgeräten und Maßeinheiten: „Ich schaue mir an, wie man einen Winkel macht“, sagt Turko. Heute verwende man am Bau vorzugsweise Bandelemente, noch vor wenigen Jahren hätten Maurer mit Ziegeln gebaut. „Mich ärgert, dass die heutigen jungen Bauhandwerker von dieser alten und auch einfachen Baukunst wenig Ahnung haben“, sagt Rudolf Turko. „Dabei könnte es man sich weniger kompliziert machen“, gibt er zu bedenken, eine Aussage, die im Rahmen dieses Gespräches nicht verifiziert werden konnte.
Der bald emeritierte Zeithistoriker Universitätsprofessor Dr. Karl Stuhlpfarrer warf ebenfalls ein kundiges Auge auf die Mittelalter-Darstellung. „Es gibt viele Berührungspunkte mit dem Mittelalter, die in unsere Zeit reichen“, sagt Stuhlpfarrer. Sei es das Weltbild, das die damaligen Menschen hatten, wie eine Gesellschaft organisiert sei und vieles mehr. „Oder denken Sie nur an die Science-Fiction-Filme“, überlegt der Zeithistoriker, „hier kann man die Rituale, die Kleidung und die Hierarchien wieder finden, wie man sie im Mittelalter pflegte, kannte und wie sie die damalige Welt strukturierten.“
Nur schwer kann man sich von den rot-weißen Kostümen, den schartigen Waffen, die ihre eigene Geschichte erzählen, den nach Visionen duftenden Gesprächen zum Weitergehen zu den anderen Stationen lösen. Für alle, die bei der Langen Nacht der Forschung im Gelände waren, bildete die Mittelalter-Präsentation einen besonderen Anziehungspunkt, der zum weiteren Beschäftigen mit dem Thema anregte.
Mag. Barbara Einhauer
Spannend ist, dass die Burg, von deren Bau und Bauhandwerkszeugen die Rede ist, wirklich gebaut werden soll: Tatsächlich soll in Friesach während der nächsten 30 Jahre eine Burg entstehen. Die Ideengeberin und Mittelalter-Expertin Dr.in Renate Jernej gab, in eine mittelalterliche Schreiberkleidung samt Hut gekleidet, Bau- und Rechenkünste zum Besten.
„Mit einer Schnur und einem Zirkel kommt an schon aus“, sagt sie zu den Geometrie-Herausforderungen beim Burgbau. Altes Werkzeug, Lot, eine Abbildung vom Tretkran und vieles mehr illustrieren die Baukunst der mittelalterlichen Bauhütten, die solche Wunderwerke wie den Kölner Dom zustande gebracht haben.
„Ich bin gemeinsam mit meiner Kollegin Dr.in Gertrude Pollak, die ebenfalls als Archäologie-Historikerin viel Erfahrung hat, hier“, sagt Renate Jernej. In den vergangenen Jahren hatte Jernej etliche Restaurierungsprojekte in Friesach begleitet und sie hat sich über den Mangel an Wissen, den heutige Handwerker, was die mittelalterlichen Fertigkeiten betrifft, schon viele Gedanken gemacht.
Etwa zehn Prozent ihrer ZuhörerInnen sind Kinder, die auch aktiv zum Mitmachen aufgefordert werden und in kurzer Zeit mit den einfachen Geräten geometrische Formen auf den Holzboden zeichnen können. „Jeder Grundriss ist möglich“, erklärt die Mittelalter-Kundlerin, bis hin zum gotischen Spitzbogen kommt man mit Schnur und Zirkel für die Berechnungen aus.
Die Obfrau des Vereins „Mittelalter Friesach“ ist ganz im Stil dieser Zeit gekleidet: Iris Seher fühlt sich, wenn sie in ihr großteils handgenähtes Gewand schlüpft, „ebenso fürstlich, wie ich auch aussehe“. Sie freut sich, dass sie im Rahmen der Veranstaltung für alle Mittelalter-Aktivitäten in Friesach Werbung machen kann und dass man „alle Altersgruppen erreicht“, indem sie auf eine Gruppe Kinder weist, die eine aufgestellte Rüstung bestaunen.
Gerade stößt der 71-jährige Klagenfurter Rudolf Turko zur Koje mit der Mittelalter-Thematik. Ihn reizen auch die alten Handwerkszeuge, er ist fasziniert von Messgeräten und Maßeinheiten: „Ich schaue mir an, wie man einen Winkel macht“, sagt Turko. Heute verwende man am Bau vorzugsweise Bandelemente, noch vor wenigen Jahren hätten Maurer mit Ziegeln gebaut. „Mich ärgert, dass die heutigen jungen Bauhandwerker von dieser alten und auch einfachen Baukunst wenig Ahnung haben“, sagt Rudolf Turko. „Dabei könnte es man sich weniger kompliziert machen“, gibt er zu bedenken, eine Aussage, die im Rahmen dieses Gespräches nicht verifiziert werden konnte.
Der bald emeritierte Zeithistoriker Universitätsprofessor Dr. Karl Stuhlpfarrer warf ebenfalls ein kundiges Auge auf die Mittelalter-Darstellung. „Es gibt viele Berührungspunkte mit dem Mittelalter, die in unsere Zeit reichen“, sagt Stuhlpfarrer. Sei es das Weltbild, das die damaligen Menschen hatten, wie eine Gesellschaft organisiert sei und vieles mehr. „Oder denken Sie nur an die Science-Fiction-Filme“, überlegt der Zeithistoriker, „hier kann man die Rituale, die Kleidung und die Hierarchien wieder finden, wie man sie im Mittelalter pflegte, kannte und wie sie die damalige Welt strukturierten.“
Nur schwer kann man sich von den rot-weißen Kostümen, den schartigen Waffen, die ihre eigene Geschichte erzählen, den nach Visionen duftenden Gesprächen zum Weitergehen zu den anderen Stationen lösen. Für alle, die bei der Langen Nacht der Forschung im Gelände waren, bildete die Mittelalter-Präsentation einen besonderen Anziehungspunkt, der zum weiteren Beschäftigen mit dem Thema anregte.
Mag. Barbara Einhauer
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